Neues Projekt „mobilsicher Apps“

Ein Artikel von , veröffentlicht am 29. Juli 2022
iStock / alexsl

Ob Stadtverwaltung, Verkehrsbetriebe oder Ministerien – viele öffentlich finanzierte Stellen bieten eigene Apps an. Wer sie nutzen will, muss der Datenerhebung durch Google oder Apple zustimmen. Mit unserem Projekt „mobilsicher Apps“ soll sich das ändern – zumindest für Android-Nutzer*innen.

Wer seine App ausschließlich über Googles Playstore anbietet, stellt Nutzer*innen vor die Wahl: Entweder, sie stimmen der weitreichenden Datenerhebung durch den US-Konzern zu oder sie verzichten ganz auf die App.

Bei Apps von kommerziellen Anbietern ist das schon ärgerlich. Bei Apps, deren Betrieb mit Steuergeldern bezahlt wird oder die zur öffentlichen Daseinsfürsorge zählen, ist es eigentlich inakzeptabel. Denn damit überlässt man es internationalen Konzernen, die Bedingungen für den Zugang zu öffentlichen digitalen Gütern für alle Nutzer*innen zu diktieren.

Das wollen wir ändern. Wir finden, öffentlich finanzierte Apps sollten auch für Bürger*innen zugänglich sein, die keine persönlichen Daten an Google preisgeben wollen. In Kooperation mit dem Guardian Project (Europe) und mit finanzieller Unterstützung der NLnet Foundation machen wir solche Apps unabhängig von Google zugänglich.

Der mobilsicher App-Store

Schon jetzt gibt es mit F-Droid einen nichtkommerziellen, komfortablen und sicheren App-Store, der kein Nutzerkonto voraussetzt und keine Nutzerdaten sammelt.

Allerdings darf nicht jede App in den F-Droid-Store. Erlaubt sind nur solche, die den FOSS-Prinzipien entsprechen. FOSS steht für Free and Open Source Software.

Was bedeutet FOSS?

  • "Open Source", oder auch „Quelloffen“ bedeutet, dass der Programmcode frei zugänglich ist. Mit „Free“ ist hier nicht kostenlos gemeint, sondern frei nutzbar. Der Programmcode muss also unter einer Lizenz stehen, die es anderen erlaubt, den Code zu verwenden.
  • Unter dem Slogan „Public Money? Public Code!“ fordern viele Organisationen der Zivilgesellschaft, öffentlich finanzierte Software grundsätzlich nach FOSS-Kriterien zu entwickeln und bereit zu stellen. Das unterstützen wir ganz entschieden. Ein positives Beispiel dafür ist die Corona-Warn-App, deren Quellcode von Anfang an öffentlich zugänglich war. So konnten unabhängige Entwickler*innen eine Google-freie Variante für den F-Droid-Store bereitstellen. Leider ist das aber noch immer die Ausnahme.
  • Übrigens: Sämtliche Software, die das Institut für Technik und Journalismus dank öffentlicher Zuwendungen entwickelt, ist selbstverständlich FOSS. Unseren Quellcode finden Sie hier.

Aus diesem Grund könnten die meisten öffentlich finanzierten Apps gar nicht in den F-Droid-Store, selbst wenn ihre Anbieter das wollten. Denn nur die wenigsten sind FOSS.

Die Software, mit der F-Droid läuft, ist selber ebenfalls quelloffen. So konnten wir sie für uns anpassen und einen eigenen kleinen App-Store nach F-Droid-Vorbild aufsetzen. Der Zugang für Nutzer*innen zu diesem Store funktioniert mit allen Apps, die mit der F-Droid-Technologie kompatibel sind.

Mit diesen Apps können Sie unseren App-Store nutzen

Aktuell kontaktieren wir Betreiber*innen von Apps aus dem öffentlichen Sektor, um eine möglichst große Auswahl an Apps zusammen zu bekommen. Wenn der erste Schwung da ist, öffnen wir unseren Store für die Öffentlichkeit - die Apps findet ihr dann hier auf der Startseite.

Für App-Betreiber: einfach, sicher, unabhängig

Ihre Organisation (Behörde, Unternehmen, Schule, Universität, Verein..) wird mit öffentlichem Geld finanziert und bietet eine Android-App an? Sie wollen diese App auch Bürger*innen zur Verfügung stellen, die der Datenerfassung durch Google nicht zustimmen? Dann sind Sie bei uns genau richtig.

  1. Einfach: Wir benötigen nur Ihre Zustimmung – alles andere erledigen wir.
  2. Sicher: Unser App-Store basiert auf einer erprobten Technologie mit robustem Sicherheitskonzept. Mehr dazu finden Sie auf unserer FAQ-Seite unter dem Punkt "Sicherheit und Technologie".
  3. Unabhängig: Die zugrundeliegende Technologie ist von keiner Instanz abhängig, die Weiterentwicklung oder Zugang begrenzen oder unterbinden könnte. Neben dem Zugang über die F-Droid-App gibt es noch zahlreiche andere Apps, die mit der verwendeten Appstore-Technologie kompatibel sind und für den Zugang genutzt werden können. Alle beteiligten Organisationen arbeiten nichtkommerziell oder gemeinnützig.

So geht´s

Sie möchten ihre App in unserem Store zur Verfügung stellen?

Kontaktieren Sie uns unter appstore@mobilsicher.de

Variante 1: Sie geben uns Ihre Zustimmung – wir erledigen den Rest. Wir laden die Installationsdatei Ihrer App direkt aus dem Playstore und stellen sie in unseren Store ein. Auch um Updates kümmern wir uns. Diese Variante empfehlen wir, wenn Ihre App keine weiteren Analysedienste enthält.

Variante 2: Sie übermitteln die Installationsdatei direkt an uns. Falls Sie dieses Verfahren wählen, senden wir Ihnen einen Link zu unserer Cloud, in der Sie die Datei ablegen können.

Variante 3: Sie möchten noch einen Schritt weiter gehen und Ihre App in unserem Appstore nicht nur frei von Google-Diensten sondern auch frei von sonstigen Trackern anbieten? Dann freuen wir uns, Ihre besonders datensparsame App-Variante zu hosten. Solche Apps erhalten in unserem Store eine besondere Kennzeichung.

Weitere Informationen zu den technischen Details und zur Darstellung Ihrer App in unserem Store gibt es in unserem FAQ.

Hinweis für Apple-Nutzer*innen

In diesem Projekt geht es ausschließlich um Android-Apps. Das Betriebssystem iOS von Apple erlaubt es nicht, Apps aus anderen Quellen als dem Store von Apple zu installieren. Daher gibt es für iPhone und iPad aktuell keine empfehlenswerte Möglichkeit, Apps ohne die Zustimmung zu Apples Datenerhebung zu nutzen.